Resiliente Gruppen – Was bestimmt das Miteinander?

In einem unserer Grundlagen-Seminare kam die Frage auf:

Aber, was nützt mir denn meine Resilienz, wenn ich es doch mit einem Menschen zu tun habe, der überhaupt nicht zugänglich ist und sich absolut rücksichtslos verhält? Was tun, wenn eine Gruppe betroffen ist und die sich nicht wehren kann?“

Wir können durch ein Resilienz-Training sicher nicht das störende oder unsoziale Verhalten von Dritten abstellen oder unterbinden. Was wir aber realistisch erreichen können, ist der gelassenere und entspanntere Umgang mit solchen Menschen und bedrückenden Situationen. Es geht im Folgenden um eine informelle „Gruppe“, nicht um ein geführtes Team innerhalb eines Unternehmens.

Als erstes können wir uns die Situation im Einzelnen ansehen und feststellen, dass wir schwierige Situationen wie diese vielleicht schon früher erfolgreich gemeistert haben oder die Lösung bei anderen beobachten konnten. Wir wissen häufig schon aus Erfahrung, dass uns diese eine Situation nicht ernsthaft gefährden kann. Wir können sie meistern, wenn wir die Situation zu Ende denken. Vergleichbar mit der ersten großen Liebe… wir dachten alle, sie bricht uns das Herz. Aber wird haben es überstanden und die meist sind sogar gestärkt aus dieser Erfahrung hervorgegangen.

Nehmen wir eine Bestandsaufnahme vor und stellen uns die Fragen:

Was ist das Schlimmste was passieren kann?  Wodurch ließe sich die Situation ab jetzt verändern oder verbessern? In mancher Konstellation kann es bereits helfen, an seiner eigenen Haltung zu arbeiten. Hilfreich dabei ist es, die eigene Wahrnehmung zu schärfen: Meint der andere wirklich mich? Worum geht es hier, worum geht es der Person wirklich? Und worum geht es mir in Wahrheit? Auch innerhalb einer Gruppe sollte man sich erarbeiten, worum genau es bei dem Konflikt geht.

 

Schatten in der Pfütze

Oftmals hilft es, eine andere Perspektive einzunehmen. Wird das Verhalten des anderen dadurch nachvollziehbar, kann ich vielleicht sogar Mitgefühl entwickeln? Vielleicht kann ich über diesen Zugang zu den eigenen Gefühlen das Gespräch erneut aufnehmen und im Gespräch mehr erreichen. Oder aber kann ich lernen, mich besser abzugrenzen und dem anderen klare Grenzen zu setzen.

Diese sind in der Regel für Dritte erkennbar – darüber sollte man mit Vertrauten aus seinem Umfeld sprechen. Häufig sind sie anderen eben nicht so klar, was sich nur im Austausch mit anderen herausstellen wird. Und das gilt auch für Teams: häufig bleiben Grenzüberschreitungen unausgesprochen und resultieren häufig in einem Unwohlgefühl, welches sich weiter aufstaut. Diese Blockade sollten wir künftig erkennen und abbauen.

Wir können feststellen, dass wir keine hilflosen Opfer sind, sondern dass wir über das „Ins-Tun-Kommen“ eine Verbesserung herbei führen können. Signalisieren wir keine „Opfer-Bereitschaft“ mehr, kann sich eine Situation bereits klären.

Das „Ins-Tun-Kommen“ wiederum ist eng verbunden mit dem Thema Verantwortung übernehmen. Vielleicht haben wir zuvor bewusst oder unbewusst zu der Verschärfung der Situation beigetragen – aber genauso können wir sie nun auch deeskalieren.

Können wir nicht alleine mit der Situation umgehen, lohnt es sich, nach geeigneten, hilfreichen Personen Ausschau zu halten. Diese Menschen sind nicht zwingend die besten Freunden oder Familienmitglieder; manchmal findet man in der Not neue Verbündete oder ebenfalls Betroffene. Ist eine ganze Gruppe betroffen, sollte man immer im konstruktiven Gespräch bleiben mit den anderen.

Es geht darum, eine stabile innere Haltung zu finden und darum, sich selber korrekt zu verhalten, damit sich die möglichen Fronten nicht weiter verhärten. Dreh- und Angelpunkt kann dabei die Frage sein: Wie fühlt sich die „schwierige Person“: Geht man mir ihr fair um und lässt ihr durch das eigene Verhalten eine echte Chance, sich wieder in das Team zu integrieren?

Auch kann man sich über die Zukunft Gedanken machen: Wie will man künftig zusammen arbeiten, was will man ändern, was beibehalten? Hier gilt es, Rituale und Gewohnheiten noch einmal auf den Prüfstand zu stellen. Und dazu kommt: Öfter als gedacht lösen sich Probleme mit etwas Geduld von alleine.

silkeschippmann