Resilienz-Faktor Selbstwirksamkeit – Opferrolle passé
Warum ich? Ein Frage, die sich die meisten Menschen, die gerade eine Krise oder eine schwere Phase durchleben, schon mal gestellt haben. Warum hat es mich erwischt? Warum jetzt? Eigentlich wissen fast alle, dass es darauf meist keine vernünftige Antwort gibt. Und vielen gelingt es, die Frage aus dem Kopf zu verbannen, weil sie rational wissen, dass sie nicht zielführend ist. Aber es gibt auch die Menschen, die das nicht schaffen.
Es ist dabei ganz entscheidend, wie man eine Situation bewertet und was man daraus macht. Glauben Betroffene, sie seien einer schwierigen Situation hilflos ausgeliefert, finden sie sich schnell in einer Opferrolle wieder. Sie denken, die Kontrolle verloren zu haben. Natürlich ist es normal, sich die Warum- oder die Warum-Ich-Frage zu stellen, auch wenn es einen nicht weiterbringt. Solange man sich darin nicht verliert, ist alles ok.
Wenn Menschen kritische Situationen als sehr bedrohlich und die eigenen Möglichkeiten, sie zu beeinflussen oder zu bewältigen, als gering einschätzen, dann glauben sie nicht an ihre Selbstwirksamkeit. Wer sich grundsätzlich mehr zutraut, wird eher davon ausgehen, über ausreichend Handlungsspielräume zur Bewältigung der kritischen Situation zu verfügen. Er sieht sich nicht als Opfer.
Wichtig ist natürlich, welche Erfahrungen man bisher mit Krisen gemacht hat. Konnte man sie bewältigen, hat man seine Selbstwirksamkeit erlebt, glaubt man auch bei kommenden Problemen daran, auf jeden Fall irgendetwas tun zu können. Andernfalls bringt uns der ausgelöste Stress so in Bedrängnis, dass sich das Gehirn weigert, kreative Lösungsmöglichkeiten auszuspucken. Dann entwickelt die Krise eine Eigendynamik, leider in Form einer abwärts gerichteten Spirale. Diese Dynamik gilt es, so früh wie möglich zu durchbrechen.
„Schmerz ist unvermeidlich, Leiden ist freiwillig.“ M. Kathleen Casey
Wie komme ich also raus aus der Opferrolle?
Loslassen. Das ist einfacher als man denkt. Die Vergangenheit können Sie nicht mehr verändern, aber Ihre Zukunft schon. Ihre scheinbare Hilflosigkeit wird sich durch Aktivität auflösen. Es bedarf „nur“ einer Entscheidung.
Dazu ist es sehr hilfreich, den Blickwinkel zu verändern. Halten Sie sich eine mindestens DIN A5 große einfarbige Karte oder ein farbiges Blatt Papier direkt vor das Gesicht. Sie sehen nichts als die Karte, riesengroß, kaum, was sich rechts oder links davon befindet. Jetzt fangen Sie an die Karte immer weiter weg von Ihrem Gesicht zu bewegen. Die Karte wird scheinbar kleiner, das Drumherum kommt mehr in das Blickfeld. MachenSie weiter, solange die Armlänge ausreicht. Rechts und links Ihrer persönlichen Krise, der Karte, bewegt sich das Leben der anderen ganz normal weiter. Und Ihr Blickwinkel auf die Karte verändert sich. Sie könnten sie beiseite legen oder auf den Fußboden legen und drüber steigen.
Vielleicht gibt es also doch etwas, was man tun kann. Denn kaum kommt man ins Tun, ergeben sich neue Möglichkeiten, kommt man auf neue Ideen und gibt vor allem die Opferrolle auf. Es findet eine Neuorientierung statt. Und im besten Fall sieht man auf einmal Chancen, die vorher nicht da waren. Das ist Selbstwirksamkeit.
Selbstwirksamkeit als Teil von Resilienz
Und wenn Sie Ihre eigenen Möglichkeiten ressourcenorientiert proaktiv abrufen, können Sie Ihre Handlungen noch bewusster steuern. Glauben Sie an sich! Dann stärken Sie gleichzeitig Ihr Selbtwertgefühl. Das muss man üben. Grämen Sie sich nicht, wenn es nicht sofort klappt, machen Sie weiter. Dann werden Sie immer mehr Ihre Selbstwirksamkeit spüren.
Resilienz ist damit fast mehr eine Haltung als eine Fähigkeit. Die Haltung, an sich zu glauben, davon überzeugt zu sein, selbst etwas ausrichten zu können, wenn man ins Handeln kommt.
Diplomkauffrau, Fachrichtung Marketing, Personalwesen und Arbeitswissenschaft inkl. Seminare in ABO-Psychologie, 10 Jahre angestellt in den alten und neuen Medien unterwegs, 20 Jahre selbständig mit Coaching & Consulting, Trainerin, Speakerin, aktive Netzwerkerin, Mitgründerin von Digital Mesh sowie der Digital Media Women
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